Tag 78: Der wachsame Fluss



Grodno empfing mich mit einem bewölkten Himmel, der sich nicht entscheiden konnte, ob er aufklaren oder weinen sollte. Die Luft war kühl und trug die letzten Flüstertöne des Herbstes in sich. Ich begann meinen Tag im Staatlichen Museum für Religionsgeschichte in Grodno, wo in den Hallen die stillen Gebete der Geschichte widerhallten. Die Reliquien thematisierten Glaube und Zeit, eine Geschichte, die mich als Künstler schon immer fasziniert hat.

Am Nachmittag fand ich am Fluss Memel eine friedliche Zuflucht vor den organisierten Museumskorridoren. Der fließende Fluss war inspirierend. Ich zeichnete Linien und Kurven in mein Skizzenbuch und versuchte, die Fließfähigkeit des Wassers und die stoische Präsenz der Bäume am Ufer einzufangen. Passanten blieben stehen, um meine Arbeit zu bewundern, lächelten und nickten anerkennend.

Das Wetter war perfekt für einen längeren Aufenthalt im Freien. Als der Tag sich dem Abend zuneigte, wurde es kälter, aber die Erinnerungen an den Tag wärmten mich. Grodno ist ein bezaubernder Ort, der keine Aufmerksamkeit verlangt; er wartet darauf, von Neugierigen entdeckt zu werden.

Ich sitze an meinem Fenster, schaue mir meine Skizzen vom Tag an und bin zufrieden. Den heutigen Tag habe ich mit Lernen und Schaffen verbracht, mit dem Erleben von Geschichte und Gegenwart – eine Balance, die ich auf meinen Reisen und in meiner Kunst immer suche.

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