Dritte Reise, Tag 89: Erinnerung in Regentropfen

Das rhythmische Prasseln des Regens begleitete mich heute, als ich am Ufer des Nakashima-Flusses entlangging. Trotz des bewölkten Himmels verlieh der sanfte Nieselregen der Umgebung eine ruhige Atmosphäre. Mein Ziel war die Megane-Brücke, deren zwei Bögen sich perfekt auf der Oberfläche des Flusses spiegelten und den Eindruck einer zierlichen Brille erweckten – daher auch ihr Name.
Als ich am Fluss saß und still die elegante Konstruktion skizzierte, fiel mir ein Passant auf – ein älterer Mann namens Taro Ishikawa. Er kam mit einem freundlichen Lächeln auf mich zu und war neugierig, was ich zeichnete. Es stellte sich heraus, dass er einst ein lokaler Historiker gewesen war. Er erzählte mir Geschichten darüber, wie diese 1634 erbaute Brücke sowohl Naturkatastrophen als auch menschliche Konflikte überstanden hatte. Seine Ehrfurcht vor der Widerstandsfähigkeit der Brücke hallte tief in mir nach und verlieh meiner Skizze zusätzliche Bedeutung.
Nach unserem kurzen, aber bedeutungsvollen Gespräch fügte ich feine Tintendetails hinzu, um die subtile Abnutzung und Textur der Steine zu betonen, in der Hoffnung, die Essenz der Stärke einzufangen, von der Taro gesprochen hatte. Als ich fertig war, regnete es immer noch leise, und ich konnte nicht umhin, eine stille Ehrfurcht zu empfinden – für die Brücke, für die Menschen, die sie schätzen, und für den zarten Tanz von Zeit und Erinnerung, der sich in den ruhigen Gewässern widerspiegelte.