Vierte Reise Tag 107: Spuren des Überfalls

Heute habe ich die Festung Fuerte de San Miguel besucht, die hoch über der Küste thront und deren dicke Steinmauern noch immer Echos der Vergangenheit in sich tragen. Der Weg hinauf zur Festung war ruhig, nur unterbrochen vom gelegentlichen Rascheln des Windes in den Palmen. Von oben erstreckte sich der Golf von Mexiko endlos, seine blauen Tiefen trafen in einem nahtlosen Horizont auf den Himmel.
Im Inneren beherbergte das Museum Überreste der Maya-Zivilisation – Jade-Masken, aufwendig geschnitzte Stelen und Töpferwaren, die einst Geschichten in ihren Rundungen bargen. Ein Stück fiel mir besonders ins Auge: eine türkisfarbene Maske, deren eingelegte Steine im Licht schimmerten und deren Ausdruck in einem rätselhaften Blick erstarrt war. Ich skizzierte schnell ihre Konturen und bemerkte dabei die geometrische Präzision jedes einzelnen Steins.
Die Festung selbst trug ihr eigenes Gewicht an Geschichte, da sie vor Jahrhunderten zum Schutz vor Piratenüberfällen erbaut worden war. Ich stand am Rand der Festungsmauer und versuchte mir vorzustellen, wie es wohl gewesen sein muss, von hier aus das Wasser nach herannahenden Schiffen abzusuchen.
Als die Sonne unterging, leuchteten die Mauern in einem warmen Bernstein und warfen lange Schatten über den Innenhof. Ich verweilte eine Weile, zeichnete Muster in mein Skizzenbuch und machte mich dann auf den Weg zurück in die Stadt. Die Vergangenheit von Campeche hatte nicht nur in der Architektur ihre Spuren hinterlassen, sondern auch in der Luft selbst – ein leises Summen der Geschichte, das ich mit mir trug, als ich durch die engen Gassen zurückging.