Vierte Reise, Tag 110: Goldene Strömungen, unruhige Küsten

Der Tag begann mit einer gemütlichen Bootsfahrt über den See Petén Itzá. Das Wasser schimmerte unter den wechselnden Wolken und spiegelte die bunten Gebäude von Flores wider. Als ich in San Miguel ankam, verlangsamte sich das Tempo des Lebens. Enge Gassen führten mich durch ein Dorf, in dem die Zeit sich dem Rhythmus der täglichen Verrichtungen anzupassen schien.
Am Rande des Dorfes stieg ich einen Weg hinauf zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den See. Der Anblick war faszinierend – dichter Dschungel, der sich bis zum Horizont erstreckte und auf das blasse Blau des Himmels traf. Ein einsamer Reiher stand regungslos am Ufer, als würde er über dieselbe Weite nachdenken. Ich setzte mich auf eine verwitterte Bank, Skizzenbuch in der Hand, und hielt den Kontrast zwischen dem fernen See und den strukturierten Strohdächern darunter fest.
Auf dem Rückweg durch das Dorf hielt ich an einem kleinen Imbiss, wo der Geruch von Mais und Brennholz in der Luft lag. Der Verkäufer reichte mir ein warmes *Chuchito*, das fest in Maisblätter gewickelt war. Die Masa war weich und duftete nach Tomaten und Gewürzen.
Als das Boot nach Flores zurückkehrte, färbte sich der Himmel golden und war von violetten Wolken durchzogen. Der See war unruhig, als hätte auch er Geschichten aus diesem Tag gesammelt. Ich schloss mein Skizzenbuch und war zufrieden. Morgen würde eine neue Leinwand auf mich warten.