Fünfte Reise Tag 116: Der Kreis, der tropfte
„Circle That Dripped“ – Ein leises Echo von Wasserrädern und sonnenbeschienenen Flussufern in Hama.
Datum: 1. September 2025
Ort: Hama, Syrien
In Hama, Syrien, fließt der Orontes im gleichmäßigen Rhythmus historischer hölzerner Norien – Wasserräder, die seit Jahrhunderten Flusswasser heben. Ihr gleichmäßiges Drehen, eine warme Brise und der Duft von Feigen im Spätsommer prägten einen Tag, an dem das Zuhören wie die wahrhaftigste Art des Schaffens empfunden wurde.
Den Norien von Hama lauschen
Heute saß ich am Orontes und lauschte dem langsamen Drehen der Norien und ihrem knarrenden Geräusch. Ihr Klang war nicht hart, sondern rhythmisch, wie etwas, das schon immer da gewesen war. Die Räder hoben Wasser empor, und sie taten dies mit einer Beharrlichkeit, die sich eher uralt als mechanisch anfühlte. Jede Umdrehung war schwer, aber gleichmäßig, und das Wasser, das zurück in den Fluss spritzte, schien die Hitze des Tages weniger intensiv erscheinen zu lassen.
Leben am Orontes
Ich blieb unter einem Baum stehen und beobachtete, wie das Licht über das Wasser tanzte. Der Fluss trug Staub und Helligkeit mit sich und floss langsam, aber zielstrebig. Hin und wieder kamen Menschen vorbei. Es gab Kinder, die herumrannten, Männer auf Fahrrädern und eine Frau, die eine Tüte Brot balancierte. Die Stadt schien sich ganz natürlich zum Fluss hingezogen zu fühlen, angezogen von seiner Kühle, selbst im Spätsommer.
Stille statt Skizzieren
Ich habe nicht viel gezeichnet. Ich zeichnete ein paar Linien in mein Skizzenbuch: lose Kreise, die eines Tages vielleicht zu etwas anderem werden könnten. Aber das Beobachten fühlte sich vollständiger an als das Festhalten. Der Geruch reifer Feigen vermischte sich mit dem feuchten Duft des Wassers. Mir wurde klar, dass das bloße Wahrnehmen von etwas nicht automatisch bedeutet, dass man etwas schaffen muss. Manchmal reicht es, still zu sitzen, während sich etwas weiterdreht.
Was nachklingt: Das Geräusch des Drehens
Was uns heute Abend am meisten in Erinnerung bleibt, ist das Geräusch. Ein tiefes Knarren, gefolgt vom Rauschen fallenden Wassers. Es wirkte entspannend, wie der gleichmäßige Rhythmus eines Ortes. Ich glaube, das Gefühl der Räder wird mir länger in Erinnerung bleiben als das Bild der Räder selbst. Der heutige Tag fühlte sich weniger wie eine Ankunft an, sondern eher wie das Betreten eines Kreises, der sich bereits bewegte, und wie das Erlaubnis, still darin zu sitzen.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Warm und trocken; gegen Mittag etwa 32 °C. Klarer Himmel mit einem schwachen Staubschimmer und einer stetigen, langsamen Brise, die den Duft von Flusswasser und Erde mit sich trägt.
- Düfte: Reifende Feigen, feuchte Flussluft und sonnengewärmte Erde; ein flüchtiger Hauch von frischem Brot in Ufernähe.
- Geräusche: Das tiefe Knarren der Wasserräder, das Rauschen des Wassers, das zurück in den Fluss fließt, Kinderstimmen und -lachen, leise Fahrradklingeln.
- Reflexion: Der Rhythmus des Tages suggerierte Geduld – Arbeit, die sich älter anfühlt als Maschinen – und erinnerte mich daran, dass das Hier und Jetzt ein fertiges Werk für sich sein kann.
Die Reise fortsetzen
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