Fünfte Reise Tag 118: Unvollendeter Tee

Minimal watercolor wash resembling a cooling tea ring, inspired by the sea haze and harbor light of Tartus, Syria

„Unfinished Tea“ – ein Kreis aus Wärme, der sich im Meeresnebel auflöst, gezeichnet nach einem Nachmittag am Hafen von Tartus.

Datum: 3. September 2025
Ort: Tartus, Syrien

In Tartus an der Mittelmeerküste von Syrien bestimmt der Hafen einen gemächlichen Rhythmus: Fischerboote, Möwen und Cafés, in denen der Tee in der salzigen Brise langsam abkühlt. Der Tag war von einer sanften, maritimen Stille geprägt, die zu langsamerem Atmen und einfachen Markierungen auf Papier einlud.

Meeresluft und Hafenlicht

Ich verbrachte den Nachmittag in einem kleinen Café in der Nähe des Hafens. Die Tische waren einfach, von der Art, bei der das Holz eher durch Gebrauch als durch Design poliert ist. Von meinem Platz aus konnte ich Boote sehen, die sich sanft auf dem Wasser bewegten. Ihre Spiegelungen zerbrachen mit jeder Welle in Stücke. Die Brise trug den Geruch von Salz und Fisch mit sich, aber auch die schwache Süße von Tee, der in der Nähe gezogen wurde. Es war die Art von Luft, die sich an die Haut zu heften schien und selbst dann noch ein wenig nach Meer roch, wenn man sich nicht bewegte.

Leise Unterhaltung im Café

Die Unterhaltung um mich herum war leise, die Worte wurden eher wegen ihres Klangs als wegen ihrer eigentlichen Bedeutung ausgetauscht. Ein Junge ging mit einem Seil vorbei. Ein älterer Mann saß mit dem Rücken zum Wasser und rauchte eine Zigarette.

Skizzen der Bewegung

Ich öffnete mein Skizzenbuch, aber anstatt Boote oder Figuren zu zeichnen, machte ich Markierungen, die Bewegung zeigten – wie das Auf und Ab des Wassers am Pier oder die Schleifen der Möwen, die über den Himmel flogen.

Dem Wasser lauschen

Was mir am meisten auffiel, war das Geräusch: Wellen, die gegen die Hafenmauer schlugen, ruhig und abwartend. Nach Tagen heißer Witterung im Landesinneren empfand ich das Meer als erfrischende Abwechslung. Es war nicht überwältigend oder dramatisch, es war einfach da und ermöglichte mir, langsamer und tiefer zu atmen. Ich dachte darüber nach, wie jeder Ort, den ich besucht habe, eine andere Art von Zeugnis der Geschichte hat: Stein, Staub, Räder, Brot. Hier wiederholt sich das Wasser ohne Kraft und zieht alles in einen ruhigeren Rhythmus.

Den Tee ungetrunken lassen

Ich verließ das Café, ohne meinen Tee zu trinken. Er war schon kalt geworden, aber ich konnte nicht aufhören, an das Bild der sich bewegenden Boote und der herumfliegenden Möwen zu denken. Der heutige Tag fühlte sich wie eine sanfte Ankunft an. Es ging weniger darum, Neues zu entdecken, als vielmehr darum, mich vom Meer daran erinnern zu lassen, dass Stillstand manchmal auch Bewegung sein kann.

Reiseaufzeichnungen

  • Wetter: Warm bei 30 °C; blassblauer Himmel, von Dunst verschleiert; eine stetige Küstenbrise, die Salz, Feuchtigkeit und den Schrei der Möwen mit sich trägt.
  • Gerüche: Meersalz und Fisch am Hafen, die schwache Süße von aufgegossenem Tee und ein Hauch von Zigarettenrauch.
  • Geräusche: Wellen, die sich an der Hafenmauer brechen, leise Gespräche, Seile, die auf Holz schlagen und knarren, Möwen, die über uns ihre Kreise ziehen.
  • Reflexion: Eine sanfte Ankunft an der syrischen Küste – eher Bewegungen als Objekte zeichnen, die Wiederholung des Wassers einen ruhigeren Rhythmus vorgeben lassen.

Die Reise fortsetzen

Vielleicht möchten Sie auch noch etwas länger in der Wärme des gestrigen Tages im Landesinneren verweilen: Fünfte Reise, Tag 115: Brotduftende Brise (Aleppo), oder schwelgen Sie in einem weiteren syrischen Moment in Fünfte Reise Tag 114: Der Atem des Innenhofs (Damaskus).