Fünfte Reise, Tag 123: Der Schritt, der kein Echo hinterließ
„Der Schritt, der kein Echo hinterließ“ – Eine sanfte, zurückhaltende Meditation über Stein, Licht und die Art und Weise, wie Mardin Stille bewahrt.
Datum: 8. September 2025
Ort: Mardin, Türkei
In Mardin, Türkei, neigen sich goldene Kalksteinterrassen zur weiten mesopotamischen Ebene. Die Madrasas und Moscheen der Stadt bewahren die Erinnerung an die Seidenstraße; das Licht fällt scharf auf die behauenen Steine, und Geräusche hallen leise durch die Innenhöfe, in denen Tauben kreisen und einst Studenten lernten.
Stein, Licht und die Zinciriye-Medrese
Heute war ich in der Zinciriye-Medrese. Ihre Steinmauern wirkten schwer und luftig. Die schmalen Gassen waren mit übereinander gestapelten Steinen gepflastert. Die Schatten waren scharf, aber die leisen Geräusche des Alltags milderten ihre Intensität. Im Inneren der Medrese wirkte der Innenhof friedlich. Die Formen wirkten bewusst und konzentriert, jede Linie war so gestaltet, dass sie die Aufmerksamkeit nach innen lenkte. Ich saß auf den Stufen und beobachtete, wie sich das Licht langsam über die Steinmuster bewegte.
Stille statt Skizzieren
Es herrschte Stille, aber es war nicht leer. Tauben kreisten über der Kuppel, ihre Flügel verursachten ein lautes Geräusch, als sie sich in der Luft falteten. Hinter der Mauer war leise Kinderlachen zu hören, vermischt mit dem Rascheln der Blätter im Innenhof. Ich zeichnete Linien, die ich nicht zu Ende bringen konnte. Sie waren wie Bögen, die Raum andeuteten, ihn aber nicht ganz ausfüllten. Es fühlte sich richtig an. Hör nicht auf zu schauen, sondern schau weiter.
Horizont auf dem Dach, Herz im Innenhof
Die Stadt hinter der Schule erstreckte sich weit in Richtung der mesopotamischen Ebene. Vom Dach aus konnte ich die Erde und den Horizont sehen. Aber ich dachte immer wieder an den Innenhof, an das Geräusch von Schritten und daran, wie der Stein das Sonnenlicht zu absorbieren schien. Ich war beeindruckt davon, wie die Geschichte gleichzeitig groß und klein wirkte.
Abendgeometrie
Das Gefühl hatte ich auf dem Rückweg am Abend, als ich an in Stein gehauenen Türen und aneinander gelehnten Treppen vorbeikam. Die Luft kühlte etwas ab, aber es lag immer noch etwas Staub in der Luft. Heute Abend fühle ich mich von der stillen Disziplin der Geometrie, aber auch von ihrer Lockerheit angezogen – der Einladung, den Raum unvollendet zu lassen. Der Text ist jetzt einfacher.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Klarer Himmel, 26 °C tagsüber; trockene Luft mit einer schwachen, staubigen Brise, die gegen Abend nachlässt.
- Düfte: Von der Sonne erwärmter Kalkstein, ein Hauch von Staub und die kurze grüne Note der Blätter im Innenhof.
- Geräusche: Tauben klatschen über der Kuppel, Kinderlachen hinter der Mauer, Schritte, gedämpft durch Stein.
- Reflexion: Geometrie ist hier sowohl Regel als auch Zuflucht – Linien, die die Aufmerksamkeit nach innen lenken, und Räume, die sich unvollendet wahrhaftig anfühlen.
Setzen Sie die Reise fort
Genießen Sie einen weiteren Moment aus der Türkei – Fragmente, die in Bewegung gesammelt wurden –, indem Sie Vierte Reise Tag 157: Marktfragmente lesen. Lassen Sie die Märkte von Istanbul im heutigen ruhigen Innenhof widerhallen.