Fünfte Reise Tag 127: Die Mauer hört seitlich zu
„The Wall Listens Sideways“ – strenge Flächen und sich kreuzende Linien spiegeln Kars' lauschenden Fluss und vom Wind verwitterte Steine wider.
Datum: 12. September 2025
Ort: Kars, Türkei
In Kars , auf dem Hochplateau im Nordosten der Türkei , begleitet der Wind den Fluss Kars und die dunklen Basaltmauern der Stadt. Der heutige Spaziergang folgte diesem Wasserlauf – teils Grenze, teils Faden – durch eine Landschaft aus Steppenlicht, Festungsruinen und ruhigen Straßen, die sich dem Flusslauf anzunähern scheinen, ohne ihn jemals zu überlagern.
Entlang des Flusses Kars
Heute ließ ich mich in Kars zunächst vom Fluss leiten. Das Wasser hatte eine graublaue Farbe und war an einigen Stellen etwas unruhig, an anderen jedoch ruhig, insbesondere in der Nähe der Brücken. Die Brise vom Plateau ließ die Oberfläche zittern, sodass sich die Reflexionen des Himmels und der Steine ständig veränderten. Als ich daran entlangging, fiel mir auf, wie sich die Stadt zum Fluss hin neigte, ohne sich an ihn zu klammern. Die Gebäude waren gerade so weit zurückgesetzt, als würden auch sie ihm Raum geben.
Die Steinbrücke und der gedämpfte Klang
Ich blieb an einer kleinen Brücke stehen und lehnte mich an ihren Steinrand. Das Rauschen des Wassers unter mir war sowohl leise als auch laut. Das Wasser floss schnell gegen die Felsen, und ich konnte dieses Geräusch in meiner Brust spüren. Ein Mann kam mit einem Wagen voller Brot vorbei, und der Geruch des Brotes hing einen Moment lang in der Luft, bevor der Wind ihn davontrug. Die Stimmen der Kinder klangen weit entfernt, kaum hörbar unter freiem Himmel. Alles schien gedämpft anzukommen, als wäre die Entfernung selbst Teil des Geräusches geworden.
Stille statt Skizzieren
Ich ging weiter, bis ich eine niedrige Mauer fand, auf der ich mich hinsetzen konnte. Der Fluss schien keine Grenze zu sein, sondern eher ein Faden, der die Erde und den Himmel verband. Mein Skizzenbuch blieb in meiner Tasche, denn heute war nicht der richtige Zeitpunkt zum Zeichnen. Es schien mir wichtiger, den Rhythmus des Wassers, den Staub in der Luft und die Stille zwischen den Geräuschen ungestört auf mich wirken zu lassen.
Eine Stadt der stillen Enthüllungen
Kars fühlt sich gleichzeitig exponiert und privat an. Das Plateau ist in alle Richtungen offen, aber jede Ecke der Stadt scheint etwas zu verbergen. Vielleicht ist es das, woran ich mich von diesem Tag am meisten erinnern werde: das Gefühl, von Steinen beobachtet zu werden, aber dennoch lautlos hindurchgehen zu können. Heute Abend fühle ich mich auf eine gute Art leer. Es ist, als hätte der Fluss bereits begonnen, mir das zu nehmen, was ich nicht mehr brauche.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Kühle Temperaturen um 15 °C; hellblauer Himmel mit hohen Wolken; eine stetige, trockene Plateau-Brise, die leichte Wellen auf dem Fluss und eine Spur Staub in der Luft hinterlässt.
- Gerüche: Der Duft von frischem Brot, der von einem vorbeifahrenden Wagen herüberweht; der Geruch von sauberem Stein und Flussmineralien, den der Wind mit sich trägt.
- Geräusche: Wasser, das leise und doch eindringlich gegen Felsen schlägt; Kinderstimmen, die aus der Ferne herüberwehen; Wind, der die Ränder der Stadt abmildert.
- Reflexion: Der Fluss fühlte sich weniger wie eine Grenze an, sondern eher wie eine Zuhörlinie – er nahm das, was nicht mehr gebraucht wurde, und schuf Raum für Stille.
Setzen Sie die Reise fort
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