Fünfte Reise Tag 129: Die Stille unter den Stimmen
„Die Stille unter den Stimmen“ – Nebel zieht über die Teeplantagen oberhalb des Schwarzen Meeres, wo der Klang dünner wird und sich in Grün verwandelt.
Datum: 14. September 2025
Ort: Rize, Türkei
Der heutige Eintrag stammt aus Rize, an der regenreichen Schwarzmeerküste von Türkei, wo terrassierte Teegärten die Hügel erklimmen und Nebel ein vertrauter Begleiter ist. Die Landschaft atmet Salz, Regen und Grün, und das tägliche Leben ist auf Blätter, Erntezeiten und das Rauschen der Wolken abgestimmt, die durch die Täler ziehen.
Die Atmosphäre von Khareef
Heute Morgen habe ich Trabzon verlassen und bin in Rize angekommen. Die Entfernung war nicht groß, aber es war klar, dass sich etwas verändert hatte. Die Busfahrt verlief entlang der Küste, mit dem Meer immer auf einer Seite. Es war unruhig und sah graugrün aus. Als ich ausstieg, fühlte sich die Luft dichter und feuchter an. Es war, als würde jeder Atemzug Salz und Schmutz mit sich tragen. Die Stadt breitete sich schnell in die Hügel aus, und jeder Hang war mit Tee bepflanzt.
Ruhige Momente an einem Teestand
Ich spazierte ein paar Stunden lang durch die Felder. Die Wege waren schmal, und einige waren noch feucht vom gestrigen Regen. Tautropfen klebten an jedem Blatt und sahen aus wie winzige Lichter auf den grünen Oberflächen. Die Pflanzen wuchsen in ordentlichen Reihen, aber der Nebel ließ alles wie Schichten erscheinen, die ineinander übergingen. Meine Schuhe wurden nass, und der Geruch des Bodens war bei jedem Schritt stark. Ich hielt oft an, um dem leisen Geräusch des Wassers zu lauschen, das durch die Kanäle plätscherte, und den schwachen Stimmen, die von weit unten heraufdrangen. Selbst wenn es still war, schien das Land voller Aktivität zu sein.
Der Duft von Weihrauch
Hier gab es keinen Weihrauch, sondern den beständigeren Duft von feuchter Erde, Teeblättern und Dampf. Es gab einen Moment, in dem ich meine Hand auf einen Teestrauch legte und spürte, wie kühl seine Blätter auf meiner Handfläche waren. Das erinnerte mich daran, dass das Leben hier eng mit dieser Pflanze verbunden ist. Der Rhythmus der Ernte, der Geruch von kochendem Wasser, der Geschmack von etwas Bitterem und Beständigem ... all das wird von dieser Pflanze geprägt. Der Gedanke war beruhigend, aber ich fühlte mich wie ein Außenseiter, der auf diesem Hang stand.
Stille statt Skizzen
Ich legte das Notizbuch beiseite und blieb noch ein wenig länger im Nebel stehen, um zu lauschen. Die Stille umgab meine Hände und Schuhe, und ich ließ sie vorerst mein Bild sein.
Eine Stadt im Einklang mit dem Regen
Als ich in die Stadt zurückkehrte, begann sich der Nebel zu lichten und gab den Blick auf die Dächer und die Küstenlinie frei. Die Luft war wärmer und ich konnte mehr Geräusche hören – Verkehr, Marktschreier, Kinder. Die Stille der Felder blieb jedoch wie eine Schicht unter dem Lärm in mir zurück. Heute Abend fühle ich mich sowohl entspannt als auch wach, als hätte mich der Nebel berührt.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Hellgrauer Himmel mit leichtem Nebel; 17 °C; feuchte Luft mit einer sanften Brise, die von den Hügeln herabweht, und einem schwachen Hauch von Meersalz.
- Gerüche: Feuchte Erde, frische Teeblätter, Meersalz und der sanfte Dampf von kochendem Wasser.
- Geräusche: Wasser plätschert durch Kanäle, entfernte Stimmen von unterhalb der Terrassen, dann der Verkehrslärm, Markterufe und Kinder, als der Nebel sich lichtete.
- Reflexion: Tee prägt den Tag wie ein Metronom – bitter, beständig, beruhigend. Ich trug die Stille des Hügels zurück in die Stadt, eine Stille unter den Stimmen.
Die Reise fortsetzen
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