Fünfte Reise, Tag 130: Der Atem des Flusses in mir
„Der Atem des Flusses in mir“ – eine stille Studie über Strömung und Atem, gehalten von Artvins steilem Tal.
Datum: 15. September 2025
Ort: Artvin, Türkei
In Artvin, Türkei, treffen die Berge auf den reißenden Fluss Çoruh, der Terrassen und Felsvorsprünge in der Schwarzmeerregion formt. Der heutige Eintrag versetzt uns in die Luft dieses Tals – duftend nach Kiefern, gekühlt vom Fluss – und lauscht, wie das Wasser den Rhythmus des täglichen Lebens bestimmt.
Ankunft entlang der Klippen
Heute bin ich nach einer langen Busfahrt von Rize in Artvin angekommen. Die Straßen schlängelten sich an den Klippen entlang, unter ihnen floss der Fluss, der sich silbern glitzernd durch die Kurven schlängelte. Als ich aus dem Bus stieg, fühlte sich die Luft kälter und offener an, mit einem leichten Duft nach Kiefern. Mein Körper spürte den Unterschied sofort – jeder Atemzug fühlte sich klarer an, aber es kostete mich auch mehr Mühe.
Am schnellen Fluss
Ich ging langsam auf den Fluss zu und suchte mir einen ruhigen Platz zum Sitzen. Der Fluss floss schnell und sein Rauschen erfüllte das Tal. Es war kein lautes Geräusch, sondern ein gleichmäßiges Rauschen. Es war die Art von Geräusch, die sanft gegen deinen Körper drückt, bis es Teil deiner eigenen Atmung wird. Das Wasser bewegte sich und fing das Sonnenlicht ein, das sich von silbern zu hellblau veränderte. Eine leichte Brise wehte und brachte ein kühles Gefühl und den feuchten Geruch von Stein mit sich.
Stille statt Skizzieren
Ich blieb lange dort, zeichnete nicht, sondern beobachtete nur. Ein Mann ging mit einer Angelrute vorbei, seine Schritte waren auf dem Kies kaum zu hören. Das leise Lachen eines Kindes war schwach von der Brücke zu hören, dann verschwand es unter dem Rauschen des Wassers. Am Fluss fühlte sich die Zeit anders an. Sie war weder schnell noch langsam, sondern kontinuierlich.
Eine Stadt, die in Schichten gebaut wurde
Ich dachte darüber nach, wie die Stadt in Schichten an den Klippen gebaut schien, als hätten die Menschen kleine Regale gefunden, auf denen sie leben konnten. Die Häuser neigten sich nach oben, ihre roten Dächer hoben sich von den dunkleren Bergrücken ab.
Licht, das sich durch das Tal bewegt
Als sich das Nachmittagslicht veränderte, bemerkte ich, wie sich die Schatten schnell entlang der Wände des Tals bewegten und den Fluss selbst heller erscheinen ließen, als würde er den Tag vorantreiben. Ich fühlte mich klein und ruhig, als ob mir die Beständigkeit des Wassers ein Gefühl der Gelassenheit verlieh. Heute Abend trage ich diesen Klang mit mir – er hört nie auf, aber er ist nicht überwältigend. Er erinnert mich daran, dass Stillsein manchmal auch eine Form der Bewegung sein kann.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Klarer Himmel, blasses Sonnenlicht, kühle Luft um 15 °C; ein leichter Wind weht durch das Tal, helle Reflexionen auf dem schnell fließenden Fluss.
- Düfte: Kiefernduft von den Hängen; feuchter Stein, der aus dem Flussufer ragt.
- Geräusche: Gleichmäßiges Rauschen des Wassers; leises Lachen von der Brücke; leises Knirschen von Kies unter den Schritten eines Anglers.
- Reflexion: Die Beständigkeit des Flusses ließ die Stille wie eine eigene Art von Bewegung wirken – der Atem synchron mit der Strömung.
Setzen Sie die Reise fort
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