Fünfte Reise Tag 140: Echo ohne Wiederkehr
„Echo ohne Wiederkehr“ – Ein Blau, das lange genug anhält, um zu atmen, wie das Licht des Sees, das sich sammelt, bricht und entschwindet.
Datum: 25. September 2025
Ort: Shkodër, Albanien
In Shkodër, im äußersten Norden von Albanien, beginnt der Tag am Shkodër-See – dem größten See Südeuropas –, wo die Berge ins Wasser abfallen und die Stadt sich in einem gemächlicheren Rhythmus aus Fahrrädern, Festungssteinen und Wind vom Ufer bewegt. Der heutige Spaziergang führte zum See und zu einer ruhigeren Art des Betrachtens.
Morgenlicht in Shkodër
Heute Morgen bin ich langsam durch die Stadt gelaufen. Das Licht war scharf und ungefiltert, wodurch jede Oberfläche klarer zu erkennen war. Die Straßen wirkten offen und weniger überfüllt als die in Tirana, und die Fahrräder schlängelten sich leise zwischen den Autos hindurch. Mir fiel auf, wie die Menschen in den Türen innehalten und wie die Stimmen hier sanfter klingen, als ob der Rhythmus des Ortes bereits im Einklang mit den Bergen und dem Wasser wäre.
Blick auf den Shkodër-See
Am Nachmittag erreichte ich den Shkodër-See. Der Spaziergang gab mir Zeit, die Unruhe des Reisens abzuschütteln. Als sich das Wasser vor mir öffnete, fühlte es sich wie ein neuer Atemzug an. Der See war ruhig, aber nicht statisch; schwache Wellen bewegten sich über seine Oberfläche und fingen das Licht in silbernen Fragmenten ein, die zerbrachen und sich wieder vereinigten. Hinter dem See lagen die Hügel in sanften Blautönen, von denen jeder zu einem helleren Farbton verblasste, je weiter das Auge zum Horizont wanderte.
Auf dem Felsvorsprung
Ich saß eine Weile auf einem Felsvorsprung, spürte die Wärme in meinem Rücken und die Brise, die die Ecken meines Notizbuchs aufblätterte. Ich versuchte zu zeichnen, aber meine Linien wirkten zu starr im Vergleich zum sanften Rhythmus des Sees. Also legte ich den Bleistift beiseite und beobachtete einfach nur. Ein Vogel flog dicht über der Oberfläche, seine Flügel berührten fast das Wasser, das sich hinter ihm spurlos schloss. Dieser Moment hielt an – wie etwas so nah und deutlich vorbeiziehen und doch keine Spuren hinterlassen konnte.
Stille statt Skizzieren
Ich fühlte mich sowohl geerdet als auch schwerelos, als ob mein Körper auf dem Stein verblieb, während meine Gedanken sich mit dem Wasser ausdehnten. Es gab keine Dringlichkeit, den Moment festzuhalten, noch irgendeinen Druck, ihn festzuhalten. Es war nur eine Erinnerung daran, dass nicht alles, was man sieht, festgehalten werden muss und dass manche Eindrücke dazu bestimmt sind, sich wieder in Luft aufzulösen.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Klarer Himmel mit vereinzelten Wolken; 27 °C am Nachmittag. Warme, trockene Luft mit einer leichten Brise vom See; helles, kontrastreiches Licht, das die Konturen schärfte und lange, klare Schatten warf.
- Gerüche: Von der Sonne erwärmte Steine und eine saubere, frische Note vom See; ein Hauch von Staub, der vom Wind aufgewirbelt wird.
- Geräusche: Das leise Klicken von Fahrradketten, leise Gespräche, die aus den Türen dringen, das Flattern von Vogelflügeln nahe der Wasseroberfläche und das leise Plätschern kleiner Wellen, die sich verbinden und wieder trennen.
- Reflexion: Das Loslassen der Zeichnung schuf Raum für eine ruhigere Aufmerksamkeit – wie Präsenz vollständig sein kann, ohne Spuren zu hinterlassen.
Setzen Sie die Reise fort
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