Fünfte Reise, Tag 141: Die Abgeschiedenheit des Zuhörens
„Die Abgeschiedenheit des Zuhörens“ – ein sanftes Feld der Stille und eine dünne Linie der Aufmerksamkeit, abgestimmt auf Berats sich wiederholende Fenster und das Licht des Flusses.
Datum: 26. September 2025
Ort: Berat, Albanien
In Berat , Albanien – der „Stadt der tausend Fenster“ am Ufer des Flusses Osum – verlief der Tag in ruhiger Wiederholung: Kalksteinmauern, Holzrahmen und der Rhythmus der Stufen, die zur Burg auf dem Hügel dieser UNESCO-geschützten Stadt hinaufführen.
Ein mit Fenstern durchzogener Hang
Berat offenbarte sich heute langsam. Die weißen Häuser klammerten sich wie gewebter Stoff an den Hang, wobei jedes Fenster wie ein dunkler Stich auf den blassen Wänden wirkte. Von unten betrachtet war das Muster repetitiv, fast hypnotisch. Ich folgte dem Hang nach oben, meine Schritte waren ungleichmäßig auf den abgenutzten Steinen, bis die Luft dünner wurde und sich der Blick öffnete.
Von den Burgmauern aus
Von der Burg aus lag die ganze Stadt zwischen dem Fluss und den Hügeln unter mir. Der Osum-Fluss schimmerte schwach, seine Oberfläche brach die Reflexionen, während sich die Strömung bewegte. Ich stand lange Zeit am Rand der Mauer, ohne nachzudenken, und beobachtete nur, wie sich das Licht zwischen Stein, Wasser und Luft ausbalancierte. Die Häuser wirkten weniger wie einzelne Wohnhäuser, sondern eher wie ein einziger Rhythmus, der gemeinsam atmete.
Im Inneren der Zitadelle
Innerhalb der Mauern wanderte ich still umher. Ein paar Kinder spielten in der Nähe der alten Steine, ihre Stimmen hallten in kurzen Ausbrüchen wider, bevor sie wieder verstummten. Ich bemerkte Grasbüschel, die aus Rissen in den Mauern sprossen – kleine, hartnäckige grüne Flecken auf dem alten Stein. Dieser Kontrast blieb mir im Gedächtnis – Zerbrechlichkeit, die sich in etwas festsetzt, das gebaut wurde, um zu bestehen.
Zuhören vom Rand aus
Ich beendete den Nachmittag in einem kleinen Café unten und trank starken, fast bitteren Kaffee, der mich aufwärmte. Das Summen albanischer Worte um mich herum verschmolz zu einer Hintergrundtextur. Ich fühlte mich ein wenig abseits, aber nicht einsam, eher so, als würde ich vom Rand eines Gemäldes aus lauschen und mir des Rahmens bewusst sein.
Wiederholung und Geste
Was mir am meisten in Erinnerung blieb, war nicht die Aussicht selbst, sondern das Gefühl der Wiederholung – die Fenster, die Steine, die Stufen – alles spiegelte sich wider. Es war, als hätte die Stadt eine einzige Geste gewählt und diese über die Jahrhunderte hinweg getreu beibehalten. Ich dachte daran, wie meine Arbeit oft dieses Gleichgewicht sucht, indem sie eine einzige Geste wiederholt, bis sie zu etwas mehr als sich selbst wird.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Klarer Himmel; 23 °C am Nachmittag, abkühlung auf 14 °C am Abend. Trockene Luft mit einem schwachen erdigen Duft und einer leichten Brise, die durch die Steinstraßen weht.
- Düfte: Von der Sonne erwärmter Kalkstein und Staub, eine ruhige Erdigkeit und der scharfe Komfort von starkem, fast bitterem Kaffee.
- Geräusche: Kinderstimmen, die in der Nähe der Burgsteine an- und abschwellen; das leise Murmeln der Albaner im Café; der Wind, der über die Mauern streicht; das sanfte, bewegte Leuchten des Flusses.
- Reflexion: Wiederholung als Rhythmus – Fenster, Steine und Stufen, die gemeinsam atmen – spiegeln wider, wie eine einzelne gemalte Geste mehr als sich selbst werden kann.
Setzen Sie die Reise fort
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