Fünfte Reise Tag 157: Brücke unter sich selbst

Abstract painting of a bridge arch reflected in misty green-blue tones, evoking Ljubljana’s riverside bridges over the Ljubljanica River

„Brücke unter sich selbst“ – ein Bogen, der sich im Licht des Flusses Ljubljanica auflöst.

Datum: 12. Oktober 2025
Ort: Ljubljana, Slowenien

Der heutige Spaziergang führt entlang des Ufers der Ljubljanica durch Ljubljana in Slowenien – einer kompakten Hauptstadt, in der Brücken, Cafés am Flussufer und Details aus der Plečnik-Ära den Herbstregen in einen sanften Rhythmus verwandeln. Zwischen leichtem Regen und blasser Nachmittagssonne lädt die ruhige Größe der Stadt zu einem gemächlichen Rundgang ein.

Zwischen den Brücken über die Ljubljanica

Ich spazierte heute am Fluss entlang, von einer Brücke zur nächsten, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Das Wasser war grünlich-grau, und seine Oberfläche war mit kleinen, gleichmäßigen Wellen bedeckt, die zum Geräusch der Schritte auf nassem Stein zu passen schienen. Die Luft roch nach Kaffeesatz, feuchtem Holz und etwas leicht Metallischem, wie die alten Geländer. Das erinnerte mich an frühe Morgenstunden in Kyoto, als Stille nicht die Abwesenheit von Geräuschen war, sondern Teil der Umgebung.

Eine Stadt im Einklang mit dem Regen

Ljubljana wirkt abgeschottet, als ob jede Straße so angelegt wäre, dass sie sanft in die nächste übergeht. Die Größe beruhigt mich – nach dem weiten Horizont der Adria fühlt sich die Kompaktheit hier fast schützend an. Die Menschen sprechen leise. Selbst die Straßenbahnen scheinen eher zu gleiten als anzukommen. Ich ging an einer Reihe kleiner Buchläden und einem Blumenladen vorbei. Die Blumen waren Hortensien, die sich für den Herbst rostrosa gefärbt hatten. Die Blütenblätter sahen aus, als würden sie sich an den Sommer erinnern.

Reflexionen unter Steinbögen

Ich blieb am Fluss stehen und beobachtete, wie das Wasser die Unterseite einer Brücke reflektierte. Die Steinbögen der Brücke sahen dunkel und nass aus, und ihre Formen schienen mit der Bewegung des Wassers zu zittern. In der Nähe saß ein Mann und zeichnete, seine Linien waren einfach und präzise. Ich sah mir seine Arbeit nicht an, aber ich verstand, dass wir beide etwas festhielten, das nicht von Dauer sein würde.

Stille statt Skizzieren

Später, als das Licht zu schwinden begann, leuchtete die Stadt sanft, als würde man sie durch altes Glas betrachten. Ich hatte keine Lust zu fotografieren oder zu malen. Es reichte mir, still zu stehen, das Papier zu sein, gegen das gedrückt wurde.

Einbruch der Nacht: Der Atem des Flusses

Heute Nacht kann ich wieder den Fluss von meinem Fenster aus hören. Er klingt leise und gleichmäßig. Er klingt wie das Geräusch des Atmens.

Reiseaufzeichnungen

  • Wetter: Bewölkter Morgen mit leichtem Nieselregen, der langsam aufklart und blasses Sonnenlicht durchlässt; etwa 15 °C. Nasse Steine unter den Füßen und ein grünlich-grauer Fluss mit gleichmäßigen Wellen.
  • Gerüche: Kaffeesatz, feuchtes Holz und ein schwacher metallischer Geruch von alten Geländern; rostrosa Hortensien, die die letzte Wärme des Sommers in sich tragen.
  • Geräusche: Schritte auf nassem Pflaster, leise Gespräche, Straßenbahnen, die zu gleiten scheinen, und das leise, gleichmäßige Rauschen des Flusses in der Nacht.
  • Reflexion: Nach dem weiten Horizont der Adria wirkt Ljubljana mit seiner kompakten Größe schützend; heute habe ich mich dafür entschieden, still zu sein, anstatt zu malen, und lasse Brücken und Wasser ihre eigene Geschichte schreiben.

Die Reise fortsetzen

Vielleicht gefällt Ihnen auch die Stille am See in Vierte Reise, Tag 148: Seeblicke oder einen weiteren Moment in Ljubljana in Vierte Reise, Tag 147: Abgenutzte Schriftrollen.