Fünfte Reise, Tag 64: Als der Teich den Himmel vergaß

Datum: 11. Juli 2025
Ort: Bălți, Moldawien
Ich kam ohne besondere Erwartungen in Bălți an. Die Reise hierher war etwas verschwommen – die Busfenster waren mit Streifen von Sommerstaub verschmiert, und die Dörfer zogen wie kurze Atemzüge schnell vorbei. Die Stadt empfing mich mit grauen Gebäuden, abblätterndem Putz und durchhängenden Kabeln zwischen den Masten. Dennoch fand ich in dieser Gewöhnlichkeit eine Art stille Würde.
Nachdem ich meine Sachen in der Pension abgegeben hatte, ging ich zum Stadtpark. Der Teich in der Mitte war nicht groß, aber sein Licht war wie ein angehaltener Atemzug. Die Stimmen der Kinder klangen weit entfernt, nicht laut, sondern wie Vogelgesang durch Stoff. Ich setzte mich auf eine niedrige Bank unter einem Baum, dessen Stamm von jahrelangen Initialen und Taschenmessern gezeichnet war. Lange Zeit hörte ich einfach nur zu.
Das Wasser war wie ein Spiegel, der die trüben Wolken darüber widerspiegelte, und ein orangefarbenes Blatt trieb langsam und unvollkommen im Wasser. Ich skizzierte locker – nicht, um die genaue Szene festzuhalten, sondern um das Gefühl einzufangen, etwas treiben zu sehen, schwerelos, aber sicher. Ein Hund kam vorbei, dann ein Junge auf einem Fahrrad. Niemand blieb lange.
An diesem Tag gab es nichts Besonderes zu sehen. Es war nur die langsame Ausbreitung der Stille – zwischen den Geräuschen, zwischen den Bewegungen, zwischen meinen Gedanken. Ich werde wieder daran erinnert, dass nicht jede Stadt singt, wenn man ankommt. Manche sitzen still neben einem und warten.
Heute Abend fühle ich mich ein wenig leer, aber nicht auf eine schlechte Art und Weise. Es ist wie eine Schüssel, die ausgespült wurde. Ich werde früh ins Bett gehen. Ich brauche im Moment keine Antworten. Ich möchte nur, dass du weiterhin aufmerksam bist für alles, was als Nächstes kommt.