Fünfte Reise, Tag 81: Die Sprache der windstillen Bäume

Datum: 28. Juli 2025
Ort: Duschanbe, Tadschikistan
Heute Nachmittag saß ich im Rudaki-Park unter einem der hohen Platanenbäume, die sich leicht zum Brunnen neigen. Der Brunnen sprudelte nicht, aber die Schale war an einigen Stellen feucht, und Tauben hatten sich an ihrem Rand versammelt wie ein Stillleben, das sich ständig neu arrangierte. Der Schatten war tief und dicht – er bedeckte einen vollständig. Ich bewegte mich eine Weile lang nicht.
Ein Junge kam vorbei und aß Brot aus einer zerrissenen Plastiktüte. Sein Hemd war übergroß und verblasst blau. Zwei Frauen in gemusterten Kleidern folgten ihm und hielten sich an den Händen. Niemand schien es eilig zu haben. Selbst die Hunde lagen mit ausgestreckten Beinen und der Nase auf dem warmen Stein. Es fühlte sich an, als würde der ganze Park langsam atmen.
Ich zeichnete nicht. Ich hielt meine Hände still auf meinem Schoß und berührte sie leicht mit meinen Fingern. Am meisten erinnere ich mich an die Art und Weise, wie die Brise kam und ging. Das kam nicht oft vor, aber wenn es passierte, strich sie sanft über die Blätter. Sie schien eine andere Stille durch die Luft zu ziehen. Eine, die nicht leer war, sondern nur leiser als Sprache.
Ich beobachtete, wie sich der Schatten einer Taube über eine niedrige Bank bewegte. Es sah aus wie die Bewegung einer Hand über eine Seite. Vielleicht werde ich das morgen skizzieren – nicht den Vogel, nicht die Bank, sondern die sanfte Unterbrechung eines Schattens, der über einen anderen gleitet.
Es hat etwas Besonderes, in einer Stadt zu sein, in der ich die Sprache nicht verstehe und die Systeme und Routinen nicht kenne. Dadurch sehe ich die Dinge klarer. Es ist keine große Veränderung – nur klarer, einfacher. Es ist geradliniger. Heute brauchte ich nichts, was passieren musste. Ich musste nur an einem Ort sein, an dem bereits etwas passierte, und ich konnte still daneben sitzen.