Fünfte Reise, Tag 92: Was das Paket wiederholte

Datum: 8. August 2025
Ort: Karakol, Kirgisistan
Heute bin ich am Ak-Suu-Fluss entlang spaziert, etwas außerhalb der Stadt. Der Weg war uneben, aber ruhig, und aus den Rissen im Stein sprossen Grasbüschel. An manchen Stellen war das Wasser niedrig, an anderen floss es schnell und an wieder anderen war es seicht. Es gibt keine dramatische Landschaft – nur sanfte Grüntöne, lose Kieselsteine und manchmal Wildblumen im Wind. Das fühlte sich richtig an. Nachdem ich so viele Tage lang Kuppelstädte und Innenhöfe ohne Pflanzen gesehen hatte, war es eine Erleichterung, an einem Ort zu sein, der nicht wie ein heiliger Ort wirkte.
Ein Hirte fuhr auf einem Fahrrad vorbei, seine Schafe folgten ihm. Er nickte mir zu, ohne anzuhalten. Das gefiel mir – diese schnelle, gegenseitige Anerkennung ohne jede Schwere oder Ernsthaftigkeit. Auf dem Boden neben einem flachen Felsen, auf dem ich eine Weile saß, lagen Aprikosenkernkerne. Ich zeichnete nicht. Ich dachte nicht wirklich nach. Ich beobachtete nur das Licht am Flussufer, und dann verschwand es wieder. Von der anderen Seite des Wassers war eine Kinderstimme zu hören, aber dann verstummte sie plötzlich.
Am deutlichsten erinnere ich mich an eine zerknüllte Plastiktüte, die in einem Busch hängen geblieben war und leicht flatterte, aber nicht zerrissen war. Sie war nicht schön, aber auch nicht seltsam. Der Wind bewegte es in kleinen, regelmäßigen Bewegungen – es hielt inne, hob sich dann und legte sich wieder – wie ein vergessenes Ritual.
Heute fühlte ich mich still, und ich glaube, das machte die Dinge komplizierter, aber auch offener. Ich habe zu viele Eindrücke aus den letzten Städten mit mir herumgetragen – Farben, Mauern und Gespräche, die immer noch um Platz rangeln. Hier ist der Rhythmus langsamer. Ich bin nicht müde, nur weniger gehetzt.
Es fühlt sich an wie ein Ort, an dem man einfach auftauchen kann, ohne sich erklären zu müssen.