Fünfte Reise, Tag 112: Die Geste des Postkartenverkäufers
„Die Geste des Postkartenverkäufers“ – Eine ruhige Bewegung, die mir von den sonnenbeschienenen Steinen von Baalbek in Erinnerung geblieben ist.
Datum: 28. August 2025
Ort: Baalbek, Libanon
In Baalbek, im Bekaa-Tal von Libanon, begann der Tag mit trockener Hitze und strahlendem Himmel über römischen Säulen. Zwischen Tempeln und verwittertem Kalkstein traf der Rhythmus der Stadt auf die lange Erinnerung der Ruinen – Staub, Licht und eine sanfte Brise, die durch die Zeit wehte.
Hitze, Stein und erste Eindrücke
Die Hitze war intensiv, sobald ich die Ruinen betrat. Die Säulen ragten unvorstellbar hoch empor, blasser Stein vor einem fast farblosen Himmel, und ich fühlte mich klein in ihrer Gegenwart. Ich ging langsam und berührte die Oberflächen der Dinge, an denen ich vorbeikam. Einige Oberflächen waren glatt, andere waren von Jahrhunderten der Witterung zerfressen. Meine Fingerspitzen trugen die Erinnerung an Staub davon.
Kinder zwischen den Säulen
Eine Gruppe von Kindern rannte zwischen den Steinen umher, ihre Stimmen hallten in dem leeren Raum wider. Ihr Lachen machte den Ort weniger ernst und erinnerte mich daran, dass diese Monumente, auch wenn sie sehr alt sind, immer noch den Menschen gehören, die heute leben. Ein Mann, der Postkarten verkaufte, winkte unter einem kleinen Sonnenschirm hervor. Er bewegte sich langsam, als ob Zeit hier keine Rolle spielte.
Licht auf einem geschnitzten Fragment
Ich saß eine Weile auf einem umgestürzten Block und beobachtete, wie sich das Licht über ein geschnitztes Fragment bewegte. Zuerst war der Schatten klar, aber dann wurde er verschwommen und verschwand fast unter dem hellen Sonnenlicht. Der Stein schien seinen Ausdruck zu verändern, als hätte er zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedliche Gesichter.
Wasser, Staub und eine leichte Brise
Ich trank langsam Wasser, mir bewusst, wie schnell der Körper durch die Hitze Wasser verlieren kann. Die Luft war ruhig, nur ab und zu wehte eine leichte Brise. Jedes Mal, wenn sie vorbeizog, hob sich der Staub leicht und die Umrisse der Säulen schimmerten.
Das Gewicht der Stille
Was mir am meisten in Erinnerung bleiben wird, ist nicht die Pracht der Ruinen, sondern die Stille in ihnen. Es war nicht leer, sondern erfüllt von einer Schwere, die mich innehalten und die Pausen zwischen den Geräuschen und Schritten wahrnehmen ließ.
Verlassen der Tempelstadt
Am späten Nachmittag war mein Körper von der Sonne müde, aber mein Geist war klar. Heute gab es keine Hektik und keinen Lärm. Es gab nur das einfache Gefühl, zwischen Steinen und Himmel zu sein. Ich verließ die Ruinen langsam. Es war immer noch heiß, und ich konnte spüren, wie die Stille mir bis in die Stadt folgte.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Trockener, klarer Himmel; 35 °C am Mittag. Eine schwache, nach Mineralien duftende Brise wehte zwischen den Ruinen hindurch, hob feinen Staub auf und ließ die Säulen schimmern.
- Düfte: Von der Sonne erwärmter Stein, Mineralstaub und der schwache Kalkgeruch von altem Kalkstein.
- Geräusche: Kinderlachen hallte über die Innenhöfe, das leise Scharren der Besucher und lange Pausen der durch die Hitze verlangsamten Stille.
- Reflexion: Der Tag lehrte Geduld – wie Licht Stein verändert, wie Stille sich voll anfühlen kann und wie kleine Gesten (ein Winken eines Postkartenverkäufers) einen Ort in der Gegenwart verankern.
Setzen Sie die Reise fort
Vielleicht möchten Sie auch einen weiteren Moment aus dem Libanon in Mediterranean Mingle erleben oder einem reflektierenden Faden in Labyrinth of Longing folgen.