Fünfte Reise, Tag 145: Das Netz hielt nicht
„Das Netz hielt nicht“ – ein Geflecht aus Licht und Spannung, das an Pristinas seltsame, netzartige Bibliothek unter einem unruhigen Himmel erinnert.
Datum: 30. September 2025
Ort: Pristina, Kosovo
In Pristina , der Hauptstadt von Kosovo , verlief der Tag unter bewölktem Himmel und einer stetigen Herbstbrise. Zwischen modernen Glas- und Betonboulevards und dem Universitätsleben trägt die Stadt Schichten osmanischer, jugoslawischer und zeitgenössischer Rhythmen in sich – wo sich der Rauch von Straßenmais mit Busabgasen vermischt und die kühne Geometrie der Nationalbibliothek ein Netz aus Licht wirft.
Kanten und Eile
Pristina machte mich ein wenig unruhig, aber auf eine klare Art und Weise. Nachdem ich Zeit in der sanften Bergluft von Peja verbracht hatte, empfand ich die Stadt als scharf und kantig. Sie war voller Glas- und Betongebäude, und es schien, als hätten alle es eilig. Auf den Straßen herrschte reges Treiben, viele Menschen unterhielten sich über den Lärm der Autos und Busse hinweg. Ich bemerkte, wie Straßenverkäufer Mais auf der Straße rösteten. Der Rauch des Maises zog durch die kühlere Luft und verbreitete einen schwachen süßen Duft, der sich mit dem Geruch der Abgase vermischte.
Ein Netz aus Kuppeln: Die Nationalbibliothek
Ich ging zur Nationalbibliothek, weil mich ihr seltsames Aussehen faszinierte. Die Struktur sah fast wie ein Netz aus, mit Kuppeln, die wie Blasen aussahen, die in ein starres Geflecht gedrückt worden waren. Als ich näher kam, war es nicht so beängstigend, wie ich gedacht hatte, aber es sah immer noch seltsam aus. Es war ein Gebäude, das sowohl schützend als auch offen wirkte, und es war schwer, aber auch zerbrechlich. Im Inneren war die Luft ruhig und roch nach Büchern, aber auch nach etwas Metallischem, fast so, als wäre es sauber. Die Schüler beugten sich über ihre Tische und bewegten sich leise. Ihre Stifte kratzten wie schwache Insekten in einer Höhle über die Oberfläche des Papiers.
Umfriedung, Licht und eine grobe Skizze
Ich blieb länger als erwartet und genoss die Architektur. Das brachte mich zum Nachdenken über Einfriedung – wie Städte Mauern um Gedanken errichten, wie Räume sowohl einladen als auch einschränken können. Das Licht, das durch die kleinen Kuppeln fiel, war überall zu sehen und bildete Kreise auf dem Boden. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihr Muster in mein Notizbuch skizzierte, eher als groben Entwurf denn als detaillierten Plan.
Auf dem Weg nach draußen, getragen vom Rhythmus der Stadt
Als ich die Bibliothek verließ, ging ich langsam und ließ das Tempo der Stadt um mich herum fließen, anstatt mit mir. Ich fühlte mich sowohl wach als auch müde. Ich hatte das Gefühl, dass alles zu hell war, aber ich konnte es nicht vollständig verarbeiten, weil ich so müde war. Heute Abend erinnere ich mich an diese hellen Lichter, die wie Kreise aussehen. Die Architektur der Stadt zeigt ihren Rhythmus, der als eine Form des Zusammenkommens und eine Form des Auseinandergehens beschrieben werden kann.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Bewölkt mit wechselnden blauen Abschnitten; 18 °C; stetige Brise, die Staub und trockene Blätter mit sich trägt, die die Straßen kühlen und an den Jacken zerren.
- Düfte: Der Rauch von geröstetem Mais versüßte die Luft, dazu kamen Busabgase und ein schwacher metallisch-sauberer Geruch in der Bibliothek, gemischt mit Papier und Tinte.
- Geräusche: Gespräche, die sich mit dem Lärm von Autos und Bussen vermischen; im Inneren die Stille des Lernens und das Kratzen von Stiften wie winzige Insekten in einer Höhle.
- Reflexion: Die Netzhaut der Bibliothek wirkte sowohl schützend als auch durchlässig – eine Architektur der Umschließung, die dennoch Licht durchlässt, eine Karte für die Skizze und für die Stimmung des Tages.
Setzen Sie die Reise fort
Vielleicht gefällt Ihnen auch ein weiterer ruhiger Moment aus dem Kosovo – ein Eintrag aus dem nahe gelegenen Prizren: Zweite Reise Tag 86: Arjeta Krasniqi .