Fünfte Reise Tag 156: Rost, der das Meer schreibt
„Rost schreibt das Meer“ – Eisenblüte trifft auf Hafengrau, eine arbeitsame Küste schreibt still ihre Gezeiten.
Datum: 11. Oktober 2025
Ort: Rijeka, Kroatien
In Rijeka, an der kroatischen Adria, atmet der Hafen Stahl und Salz. Werften, Kräne und der Kvarner-Golf prägen den Rhythmus des Meeres – windverwehte Luft, das Flüstern der Bora und die praktische Poesie einer arbeitenden Stadt.
Der langsame Puls des Hafens
Ich verbrachte den größten Teil des Vormittags am Hafen und spazierte langsam entlang der industriellen Kante, wo Wasser auf Beton trifft. Die Kräne bewegten sich langsam, und die Seile quietschten, während sie sich bewegten. Diese Geräusche waren leise, aber sie waren trotz des leisen Rauschens des Meeres zu hören. Das Wasser hier ist nicht blau wie das Wasser in Zadar. Es ist dunkler und dichter, als würde es sich an die Arbeit erinnern.
Rituale der Instandhaltung
Ich blieb an einem Schiffsreparaturdock stehen und beobachtete einen Mann, der mit einem dünnen Pinsel Rost übermalte. Die Pinselstriche wirkten fast zeremoniell – wie eine tägliche Wartungsgeste, die ein Gebet hätte sein können. Ich stand länger als geplant da, beobachtete ihn und verfolgte die Bewegungen seines Körpers. Am meisten ist mir der Kontrast in Erinnerung geblieben: der Rost und die Sorgfalt, beides gleichzeitig.
Fenster und ruhige Gesellschaft
Später fand ich ein Café mit hohen Fenstern und setzte mich in den hinteren Bereich. Das Klappern der Löffel und die leisen Gespräche der Menschen ließen mich entspannen. Ich konnte auch den Verkehr in der Ferne hören. Eine Frau am Nebentisch zeichnete etwas auf billiges Druckerpapier. Es sah aus wie die Linien eines Bootes, schnell und locker gezeichnet. Ich sagte nichts zu ihr, aber wir waren beide still und verstanden uns. Wir waren wie zwei Menschen, die ihre Tage damit verbringen, das, was sie sehen, in Zeichen zu übersetzen.
Wind, Nebel und ein schützendes Grau
Am Nachmittag frischte der Wind auf und trug einen feinen Nebel vom Meer herüber. Das störte mich nicht. Das Grau wirkte schützend, als wäre man in einer Muschel. Ich glaube, Rijeka ist eine Stadt, die nicht beeindrucken muss. Sie macht einfach weiter – bewegt sich, rostet, erneuert sich – und dieser Rhythmus fühlt sich näher an der Wahrheit als an der Schönheit an.
Reiseaufzeichnungen
- Wetter: Bewölkt mit schwachem Sonnenlicht; 16 °C. Eine leichte metallische Kühle vom Hafen her; der Wind wechselt zwischen salziger Gischt und der warmen Brise aus der Bäckerei.
- Gerüche: Salz und Öl in der Nähe der Docks; später Kaffee und frisches Brot, die durch die Ruhe des Cafés mit seinen hohen Fenstern dringen.
- Geräusche: Langsame Kräne, knarrende Seile, das gleichmäßige Rauschen des Meeres; leises Café-Geklapper; entfernter Verkehr wie ein leises Band.
- Reflexion: Rost und Sorgfalt existieren hier nebeneinander – Zeugnisse von Arbeit und Zärtlichkeit teilen sich dieselbe Oberfläche, die Stadt erneuert sich mit jedem kleinen Strich.
Setzen Sie die Reise fort
Sie können eine weitere Pause an der Küste genießen in den ruhigen Straßen von Split, oder nach Süden weiterreisen, um einen Moment der Besinnung in Dubrovnikzu erleben.